Torball – die Grundlagen

Wo wird gespielt?

In Westeuropa ist Torball die beliebteste und am häufigsten gespielte Teamsportart für Blinde und Sehbehinderte. Südamerika und Nordafrika sind die außereuropäischen Hot Spots.

Die Ohren ersetzen die Augen

Die Spieler sind ausschließlich auf ihr Gehör angewiesen, da mit Hilfe einer lichtundurchlässigen, sogenannten “Dunkelbrille”, allen Spielern der Sehrest genommen wird. Es kommt also auf das Gehör an! Die Spieler nehmen das Angriffsspiel der gegnerischen Mannschaft sowie die Bewegungen und akustische Absprachen im eigenen Team ausschließlich über das Gehör wahr.

Störende Einflüsse außerhalb des Spielfeldes werden von den Protagonisten ausgeblendet. In der Sporthalle herrscht somit eine Atmosphäre wie man sie von Sportarten, wie z. B. Tennis kennt.

Der bewegte Ball kann doch gehört werden!

Der Ball ist etwa so groß wie ein Fußball und wiegt 450 Gramm. Kleine Metallringe im Inneren des Balles sorgen dafür, dass die Spieler die Bewegungen des Balles akustisch verfolgen können.

Das Spielfeld

Das Spielfeld umfasst 7 x 16 Meter. Die 7 Meter lange Grundlinie ist gleichzeitig auch die Torlinie. Das Tor erstreckt sich also über die ganze Spielfeldbreite und ist damit fast so breit wie ein Fußballtor. Die Höhe beträgt 1,3 Meter.

Ü5: Der Mannschaftsraum bietet viele Anhaltspunkte zur Orientierung

Der Mannschaftsraum befindet sich direkt vor dem Tor und ist mit 7 Meter Breite auch genauso breit. In Richtung des gegnerischen Tores dehnt er sich 6 Meter aus und reicht bis zur ersten Leine. Als Orientierung für die Spieler dienen neben dem Tor drei 1×2 Meter große Teppichmatten. Diese sind an vorgegebenen Stellen festgeklebt. Die Spieler bewegen sich während des Spiels ausschließlich im Mannschaftsraum. Zusätzlich zu diesen fixen Orientierungspunkten unterstützen sich die Spieler auf dem Spielfeld auch gegenseitig bei der Ausrichtung und Orientierung.

Die unberührbaren Leinen!

Zwischen den beiden Mannschaftsräumen befindet sich eine 4×7 Meter große neutrale Zone. Die drei Leinen werden im Abstand von 2 Metern auf 40 cm Höhe quer über das Feld gespannt. Die beiden äußeren Leinen grenzen somit die neutrale Zone zum Mannschaftsraum ab. An allen drei Leinen sind Glöckchen befestigt. Bei der geringsten Berührung der Leinen durch den Ball oder die Spieler läuten die Glöckchen. Doch dies darf weder einem Spieler noch dem Ball passieren!

Die Mannschaft sind mehr als drei Spieler!

Jede Mannschaft verfügt über drei Feldspieler. Im Idealfall halten sich bis zu drei Ersatzspieler auf der Bank bereit. Der Trainer stellt die Spieler auf das Spiel und den Gegner ein. Während des Spielgeschehens ist die Kommunikation des Trainers mit den Spielern auf dem Spielfeld verboten. Eine unmittelbare Informationsweitergabe durch den Trainer an die Feldspieler darf lediglich bei einer Mannschaftsauszeit oder während der Halbzeitpause geschehen.

Der Ball ist rund und das Spiel dauert 10 Minuten!

Die reine Spielzeit beträgt 2×5 min. Die Halbzeitpause beträgt gerade mal 2min. In bestimmten Situationen, wie beispielsweise bei der Spielerauswechslung, der Durchführung von Strafwürfen oder einer Mannschaftsauszeit wird die Spielzeit unterbrochen.

Spielleitung

Diese erfolgt durch einen Schiedsrichter, der von einem Protokollanten, einem Zeitnehmer und vier Torrichtern unterstützt wird.

Der Ball muss ins Tor!

Abwehr und Angriff sind ein turbulentes und temporeiches Wechselspiel mit nur einem Ziel: dem gegnerischen Tor. Der Spielgedanke besteht darin, den Ball unter den Leinen hindurch, an der gegnerischen Abwehr vorbei ins Tor zu werfen. Das verteidigende Team versucht den Ball abzuwehren. Durch Regeln, die das Spiel beschleunigen bzw. die Abwehr oder den Angriff vor besondere Herausforderungen stellen, wird das Spiel ereignisreich und spannend.
Hier einige der wichtigsten Regelungen:

Für das offensive Spiel gilt

  • Die angreifende Mannschaft hat lediglich acht Sekunden Zeit, um die Offensivaktion abzuschließen

Für die Verteidigung gilt:

  • Startet die angreifende Mannschaft eine Offensivaktion, dürfen lediglich Füße, Knie sowie Hände der Verteidiger den Boden berühren.
  • Hat der Ball die Hand des Angreifers verlassen, dürfen auch alle anderen Körperteile auf den Boden gebracht werden, um die komplette Breite des Tores abzudecken.

Exklusive Inklusion

Torball hat sich auch dem Thema Inklusion im Sport verschrieben. Üblicherweise werden Sportler mit Handicap in Sportgruppen oder Teams mit Sportlern ohne Handicap integriert. Nicht so im Torballsport! “Sehende” Spieler müssen sich hier komplett in das Regelwerk einer Sportart einfügen, welche von “Nichtsehenden” Sportlern betrieben wird. Diese Form von Inklusion darf der Torballsport (zusammen mit Goalball) exklusiv für sich beanspruchen!

Technik, Konzentration, Kondition

2 x 5 Minuten reine Spielzeit pro Begegnung hört sich wenig an. Bis zu zehn Spiele pro Turniertag ergibt jedoch bis zu 100 Minuten höchste Konzentration auf das Spielgeschehen. Dazu kommen technisch komplexe Abläufe in Angriff und Verteidigung. Hier wird deutlich: Ohne eine gewisse Grundkondition ist es schwer möglich, Technik und Konzentration über einen kompletten Turniertag auf einem erfolgversprechenden Niveau zu halten.

Organisation und Meisterschaft

In Deutschland organisiert sich die „Abteilung Torball“ unter dem Dach des Deutschen Behindertensportverband (DBS). Im Damen- und Herrentorball werden jährlich Deutsche Meisterschaften ausgetragen. Im deutschen Herrentorball existiert ein Ligasystem, das hierarchisch in drei Bundesligen unterteilt ist. Deutscher Meister ist die Mannschaft, die nach dem abschließenden Saisonspieltag auf Platz eins der ersten Liga steht. Die Damen ermitteln den Deutschen Meister im Rahmen eines einzigen Spieltages.

Bisher qualifizierten sich die beiden nationalen Titelträger für die Teilnahme am Welt- bzw. Europacup. Die International Blind Sports Federation (IBSA) war der globale Dachverband und federführend für die Durchführung der Welt- und europacupspieltage, die in jährlich wechselndem Turnus stattfand. Aktuell ist das nicht mehr der Fall.

Die Nationalmannschaften

Der DBS unterhält auch jeweils einen Nationalkader im Damen und Herrenbereich. Die Mitglieder des Nationalkaders treffen sich regelmäßig zu Trainingslehrgängen. Bisher organisierte für Nationalmannschaften die IBSA Titelkämpfe; alle zwei Jahre fanden hier Welt- und Europameisterschaften statt. Leider ist das mittlerweile nicht mehr der Fall und im Moment wir daran gearbeitet, eine neue internationale Organisation zu gründen, unter deren Schirmherrschaft wieder internationale Vergleiche ausgetragen werden können.