Eberhard Borchert – Torball-Gedächtnisturnier am 16.09.2023

Eine Szene aus der Siegerehrung. Einige Spielerinnen und Spieler scharen sich um den großen Gymnastik-Kasten, den die Schiris als Ablagefläche genutzt haben.
Szene von der Siegerehrung

Wenn ein Titel einer solchen Veranstaltung auf Sportgeräten prangt, dann muss es sich um ein besonderes Ereignis handeln. Wenn diese Sportgeräte Torbälle sind, dann zeigen sie, dass Torballerinnen und Torballer sich trafen, um sich zu erinnern, um noch einmal den Sport auszuüben, den sie durch den Namensträger des Turniers kennenlernen durften.

Lieber Eberhard – hallo Ebo,

Einem Gedächtnisturnier geht zwangsläufig ein trauriges, aber unausweichliches Ereignis voraus, ein Gedächtnisturnier selbst ist kein trauriger, sondern ein fröhlicher Anlass, voller Wiedersehensfreude, voller Emotionen; es ist die Möglichkeit, die Zeit noch einmal zurückzudrehen, zu erinnern, zu fühlen wie es war, als du mit uns in dieser Halle warst. während deines jahrzehntelangen Wirkens als Betreuer und Erzieher vieler Schülerinnen und Schüler, hast du vielen den Weg in die Sporthalle gezeigt, damit sie dort in der Turnhalle und / oder im Schwimmbad Möglichkeiten zur Bewegung, Gelegenheiten zum Sporttreiben finden konnten. Über so viele Jahre hast du die unterschiedlichen Wohngruppen der Blista besucht und sportinteressierte Jugendliche in die Halle gelockt und ihnen das Torballspiel vermittelt. Irgendwann waren wir so viele, dass du zwei- bis dreimal pro Woche abends in der Halle standst und unermüdlich Trainingseinheiten angeleitet hast. Dadurch sind viele Mannschaften entstanden, denn die Bildung von Teams lag dir immer am Herzen und mit vielen Teams bist du innerhalb Deutschlands und kreuz und quer durch Europa gereist.

Nun hast du noch einmal dafür gesorgt, dass sich am Samstag, dem 16. September 2023, zahlreiche Spieler*innen und Weggefährt*innen in der Sporthalle der Blista, der alten Wirkungsstätte, versammelt haben, um in deinem Namen, deiner und der alten Zeiten gedenkend und erinnernd, noch einmal den Torball zu werfen.

Szene aus einem Spiel, hinter einem der Tore aufgenommen, aktueller Spielstand 11:3.
Spielszene aus der Hintertorsicht

Ein beharrlich arbeitendes Organisationsteam schuftete monatelang, um ein Turnier auf die Beine zu stellen, welches – lieber Ebo – zu deinem Gedenk ermöglicht wurde und nicht nur ehemalige Spieler*innen, sondern auch die Förderer der SSG Blista Marburg, unserem damaligen Stammverein, waren gekommen.
An jenem Samstag warst auch du selbst, getragen von Gedenkreden und Dankestexten, von vielen gemeinsamen Erzählungen von früher und nicht zuletzt durch das an diesem Tag durchgeführte Turnier, doch mitten unter uns. Das Turnier trug deinen Namen und 24 Sportler*innen, von denen die meisten längst nicht mehr aktiv sind, haben sich nochmal die Schuhe geschnürt, die Knie- und Ellenbogenschoner hochgezogen und einen freundschaftlichen Wettkampf, bestehend aus 6 Mannschaften durchgeführt. So trafen Spieler*innen aus den 80-er, den 90-er und auch noch der 2000-er Jahre zusammen, von denen dank deines Einsatzes heute noch einige sportlich aktiv sind, die meisten allerdings die Karriere längst beendet haben. Doch ob man seit 5, 10, 20 oder mehr als 30 Jahren keinen Ball mehr angefasst hat, zu diesem Ereignis kamen alle zusammen, ob aus Marburg, dem Rhein/Main-Gebiet, dem Rheinland, von der Ostseeküste oder aus Berlin, kein Weg war zu weit.

Der Bereich der Tagesverpflegung im Eingangsbereich des Sporthallen-Gebäudes. Einige Spieler, die Essen zu sich nehmen und sich unterhalten.
Bereich der Tagesverpflegung im Eingangsbereich

Die damals wie heute aktive Spielerin Gabi Eschebach-Weck hatte in Kreisen ehemaliger Torballer angefragt, ob man nicht Lust hätte, zur Erinnerung an unseren unermüdlichen Eberhard ein Gedächtnisturnier auszurichten, die Resonanz war so überwältigend, dass sich schnell um Gabi und ihrem Mann Stephan ein Organisationsteam gruppierte, das mit Feuereifer Finanz- und Sachmittel akquirierte, die Sporthalle der Blista reservierte, Mannschaften bildete und einen Spielplan aufstellte, für reichlich Turnierverpflegung sorgte, den Teilnehmenden bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten half und nicht zuletzt einen großartigen Festabend in einer Marburger Gaststätte organisierte.

Michael Walbaum bei den Begrüßungsworten, neben ihm steht der vormalige Blista-Direktor Jürgen Hertlein, der auf seinen Einsatz für die Laudatio zu Eberhard Borchert wartet, neben ihm steht wiederum Stephan Eschebach, der darauf wartet, gleich kurz den Turniermodus und die auf die Veranstaltung zugeschnittenen Turnierregeln zu erklären.
Michael Walbaum bei den Begrüßungsworten, mit Jürgen Hertlein und Stephan Eschebach

Gefeiert, lieber Eberhard, haben wir auch gerne und häufig mit dir gemeinsam, aber vorher stand noch der Sport im Mittelpunkt, so war’s auch an jenem 16. September, nachdem das Turnier durch Stephan Eschebach eröffnet wurde. Der Vorsitzende der SSG Blista Marburg, Kai Kortus, begrüßte die Torballgemeinde und anerkannte, was diese zu Ehren ihres früheren langjährigen Trainers auf die Beine zu stellen vermochte. Auch Jürgen Hertlein, zu deiner aktiven Zeit Direktor der Blista und großer Förderer des Torballsports in der SSG, war gekommen und erinnerte an viele deiner Erfolgsstationen. Auch der frühere Lehrer und Schulleiter Jochen Lemke, bei dem wir häufig um Schulbefreiung nachfragen mussten, um an diversen Wettkämpfen teilnehmen zu können, schaute zu und meinte hinterher „es geht ja noch.“

Als dann tatsächlich gespielt wurde, mussten viele von uns dieses Gefühl, diesen Bewegungsablauf erst einmal wieder verinnerlichen; es funktionierte aber unter den Spielleitungen der Schiedsrichter*innen: Stephan Eschebach, Katja Schmidt, Claudia Gritsch und Corinna Bethke dann doch besser, als von so manchem zuvor erwartet.

Spielszene fotografiert stehend hinter der rechten Mannschaftsbank. Man sieht Zuschauer auf der Seite der Mannschaftsbänke sitzen, ebenso hinter einem der Tore und auf der Schiedsrichterseite, zu guter Letzt auch Zuschauer auf der Empore oberhalb der Gerätetore.
Spielszene fotografiert stehend hinter der rechten Mannschaftsbank.

In 15 Spielen erzielten 6 Mannschaften 141 Tore, du hättest an so manch Abwehrverhalten sicher etwas auszusetzen gehabt, aber die Offensive kann doch zufriedenstellen. Einige Teams gaben sich Namen, die sich auf dich beziehen, wie zum Beispiel „Die Schnupfer“, die daran erinnern, dass du immer deine Schnupftabakdose bei dir hattest und so manches Mal bekamen deine Spieler eine Priese mit. An diesem Spieltag reichte die Dosis Schnupftabak für Platz 2, denn die „Eisenzwerge“ erwiesen sich als eisern und blieben als einziges Team ungeschlagen. Auch ein Damenteam, „die Ebo Girls“, trumpfte mächtig auf und gestattete dem Siegerteam und auch den zweitplatzierten „Schnupfern“ nur je einen Punkt und landete hinter „Ebo23“ im Mittelfeld. Ein einziges Team blieb zwar sportlich sieglos, kämpfte aber unentwegt mit demselben Eifer, wie alle anderen und hatte einfach mal wieder Freude an diesem Sport; das hätte dir gut gefallen, lieber Ebo.

Am Ende taten den Ehemaligen so manche Knochen und Muskeln weh, aber was soll’s, hier ging es nur um den Spaß, weshalb sich schlussendlich alle Beteiligten über eine goldene Gedenkmedaille freuen durften, die der hessische Reha- und Behindertensportverband anlässlich dieses Turniers gespendet hat. Die ebenfalls gesponserten Bälle mit dem aufgedruckten Anlass, erhielten deine Kinder Kurt und Gisela als Erinnerung.

Sich unterhaltende Spieler bei der Abendveranstaltung in der Pizzeria Colosseo in Marburg
Bild von der Abendveranstaltung

Bevor dieser fantastische Tag mit einem Festabend mit mehr als 50 Personen im Colosseo ausklang, dankte Stephan Eschebach allen, die an der Vorbereitung aktiv beteiligt waren und dieses wunderschöne Ereignis möglich gemacht haben. Es sei, wie auf einer großen Reise gewesen, deren Ziel die große Zusammenkunft an diesem Samstag war und mit diesem freudigen Tag habe man alles Negative, was zurzeit auf unserer Welt geschieht, einmal in den Hintergrund verdrängen können.

Für uns alle war dieser 16. September noch einmal eine Reise, eine Reise durch die 80-er, die 90-er, die 2000-der, eine Reise durch unzählige Erinnerungen an tolle erlebnisreiche Zeiten; darüber tauschten wir uns noch lange aus, bis die Wirtschaft den Zapfhahn abdrehte und die Türen schloss.

Mit einem Zitat von dir, lieber Eberhard, möchte ich zum Ende kommen. Wie oft hast du gerufen: „Zu hoch abgewehrt“, wenn die verteidigende Mannschaft den Ball über das eigene Tor lenkte; ja, „zu hoch abgewehrt“ werden können Bälle, aber niemals zu hoch bewertet werden kann dein Einsatz für uns alle und dein Verdienst für den Blindensport. Ich könnte hier noch viele Ausführungen machen über das, was wir ohne dein Engagement sicher so nie erlebt hätten, aber ich fasse zum Abschluss die Emotionen in nur fünf Worte zusammen:

Lieber Ebo, allerbesten herzlichsten Dank!

Autor: Michael Plarre