Vom großen zum kleinen Nervenbündel – von Anna Abeln

Vom großen Nervenbündel zum kleinen Nervenbündel 

Es muss im September 2018 gewesen sein, als feststand, wir die BSG Langenhagen haben keine Mannschaft mehr, um an der DM 2019 teilzunehmen. Für Kati und mich war aber sofort klar, wir wollen die Deutsche Meisterschaft trotzdem spielen, auch wenn wir eine Spielgemeinschaft gründen müssen.  Nach kurzem Überlegen fiel mir, von meinen Zeiten beim BSSV Dortmund ein, dass Beate als einzige Spielerin noch übrig geblieben ist.  Kati und Martin fanden die Idee gut nach einer Spielgemeinschaft beim BSSV Dortmund zu fragen. Gesagt, getan, Beate war dabei, die Freude war bei mir groß. 

Ein Team hatten wir jetzt schon mal zusammen, allerdings hatten wir zwar drei Außenspieler, aber keinen Center. Da Kati und Beate nicht so gut hören können, musste ich also den Job als Center übernehmen. Das wollte ich zwar nie, aber was macht man nicht alles, um eine Deutsche Meisterschaft zu spielen? Damit war klar, ich als Küken der Mannschaft, muss so schnell wie möglich lernen, mein Team zu leiten. Im Oktober fing ich dann an, als Center zu Trainieren. 

Durch wechselnde Arbeitszeiten und Ferien ist es dann sehr schnell März geworden. Ich hatte 7 bis 10 Trainingseinheiten in Hannover mit Kati, und als ganze Mannschaft haben wir 2- bis 3-mal zusammen trainiert, was nicht wirklich viel ist. 

„Nun gut“ dachte ich mir, „nützt ja nichts, da hilft jetzt nur Augen zu und durch.“ Wer mich kennt, weiß das ich vor sowas immer wahnsinnig nervös bin und das schon Wochen vorher. Das wurde auch nicht besser mit dem Gedanken im Kopf, dass ich die DM alleine als Center durchspielen muss –> 

Für mich nicht Vorstellbar. 

Freitags morgens ging es los zur DM nach Landshut. Ich war so nervös, an essen war schon nicht mehr zu denken. Ich hatte zu viel Angst vorm Durchspielen und der Verantwortung als Center. Was ist bloß, wenn ich die Orientierung verliere oder meiner Teamkameradin falsche Anweisung gebe? Kurzum, ich hatte Angst vorm Versagen. In meinem Kopf spielten sich die schlimmsten Szenen ab. 

Es wurde dann Samstag morgen, der Tag der Deutschen Meisterschaft. Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, das Turnier als Center durchzuspielen und die Verantwortung für das Team zu haben. Ich, das große Nervenbündel soll das schaffen? 

Ja tatsächlich, ich habe es geschafft! Mit jedem Spiel bin ich besser in die Rolle und in das Turnier gewachsen. An die einzelnen Spiele kann ich mich kaum noch erinnern, aber ich glaube, es war das vorletzte Spiel. Der Gegner: FC St. Pauli. 

Mir gegenüber also 2 Ehemalige Spielerinnen der BSG Langenhagen. Was war ich aufgeregt vor diesem Spiel. Kannten sie doch eigentlich all‘ unsere schwächen. Das kann doch nicht gut ausgehen.

Aber anscheinend waren die Damen des FC mindestens genauso nervös wie ich, denn wir gewannen das Spiel. Und ich, die selten den Ball wirft und noch seltener ins Tor trifft, versenkte einen Ball im gegnerischen Tor. Was für ein Glücksmoment für mich.  

Ab diesem Zeitpunkt war ich ruhig und entspannt. Ich kann meinen Job als Center im übrigen nicht so schlecht gemacht haben, denn mittlerweile wurden aus drei Spielerinnen sechs, aber in der Mitte bin ich immer noch gesetzt. Ich kann mir eigentlich auch schon gar nicht mehr vorstellen außen zu spielen.   

Anna Abeln

BSG Langenhagen